Dietermüller über Dietermüller
Subjektiver Realismus
Subjektiver Realist, Surrealist, Symbolist, Empirist...
Unumgänglicher Ausgangspunkt meiner Bildwelt ist das persönliche Erleben und Empfinden. Denkprozesse und Malvorgänge sind miteinander verschmolzen. Zusammenhänge, die letztlich das Wesen unserer Existenz ausmachen werden analysiert und malerisch konserviert. Die angewandte Symbolsprache ist nicht immer leicht zu verstehen, doch viele meiner Werke wirken wie Spiegelbilder; der interessierte Betrachter fühlt sich angezogen, er findet seine Fantasie in meiner Fantasie und dann seine eigene Erklärung.
Meine Malerei ist Ausdruck in Farbe und Form, ohne allzu enges stilistisches Kalkül. Malstil im Sinne des Kunstbetriebs heißt doch auch sich wiederholen, sich begrenzen, um die Zuordnung zu erleichtern. Ich selbst suche Freiheit in der Malerei, da ich das Leben als relativ reglementiert empfinde. Fantasie und Neugier bestimmen die Vielfalt in meinem Malstil. In einigen meiner Bilder erscheinen Ausschnitte aus den Gemälden der Alten Meister. Ich bewundere ihr Können und möchte mich manchmal ein wenig an ihnen messen; Leonardo da Vinci steht mir näher als Picasso, das handwerklich perfekte Malen ist mir genauso wichtig wie die Intuition.
Jeder Kreative trägt das künstlerische Erbe seiner Vorgänger auf den Schultern. Die Bilderflut, bis hin zu den unzähligen Fotografien ist in ihm, ob nun bewußt oder unbewußt. So gibt es zu jedem neu geschaffenen Bild Vergleichbares, trotzdem kann es in seiner Gesamtheit einzigartig sein - auch wenn das widersprüchlich scheint.
Ich suche nicht nach nie Dagewesenem. Alle Grenzen wurden doch schon überschritten, am Ende war alles Kunst und jeder war ein Künstler. Im Grunde aber waren z.B. die Fettecken eines Josef Beuys nichts Neues, nur hatte vor ihm niemand den erstaunlichen Einfall, sie zu Kunstwerken hochzuphilosophieren - seine Form der Kunstauffassung ist mir fremd geblieben.
Die Studien der Alten Meister, die Bildnisse fremder, früher Kulturen sind für mich durchaus Vorbilder des impressionistischen und expressionistischen Malstils. Selbst die Höhlenmalerei der Steinzeit scheint mir wie das Vorbild mancher moderner Kunst. Auch zufällig entstandene oder erzeugte Strukturen und Formen, nicht zuletzt in der Natur, gab es bereits vor der gegenstandslosen Malerei. Mit meinen Anmerkungen möchte ich nicht pauschal die Bildende Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts abwerten, in vielen Stilrichtungen gibt es interessante und großartige Werke. Nur der Begriff „neuartig" oder „nie Dagewesen" als primäres Qualitätsmerkmal vieler Kunstwerke ist sicher eine Sache der Definition. Auch scheint mir die Sucht nach Neuem um jeden Preis oft zu den seltsamsten Ergebnissen zu führen. Vor diesem Hintergrund schätze ich das traditionelle Wissen in der Malerei und die beherrschte Maltechnik und finde diese durchaus zeitgemäß. Mit ihren Mitteln möchte ich einen Bruchteil meiner inneren und äußeren Welt in surrealen Bildern festhalten.
Dietermüller Saarlouis, den 1.10.1998